Ziemlich kompromissfähig: Pure Bros Cycles Allroader im Test

Bei Allroadern werde ich einfach schwach. Kein Wunder also, dass ich der Anfrage von Pure Bros Cycles nach einer Testfahrt des neuen Universalmodells nicht widerstehen konnte. Praktischerweise war ich in der letzten Woche ohnehin im schönen Münsterland zum Radeln unterwegs. So ergab sich die Gelegenheit, das Bike auf Herz und Nieren zu testen und die evtl. vorhandenen feinen Unterschiede z.B. zu meinem Vogel Randonneur und dem im letzten Jahr getesteten Pelago Sibbo zu erfahren.

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Anmerkung: Da es im Münsterland ziemlich flach zugeht, habe ich den Test nach der Rückkehr durch eine Fahrt im bergigen Gelände ergänzt. So ergibt sich ein ganzheitliches Bild.
Noch eine Anmerkung: Pardon für das etwas angestaubte Bike auf den Fotos. Ich habe diese nach dem Urlaub ohne größere Putzoffensive geschossen.

Ausstattung: Das Testrad entsprach weitestgehend dem Pure Bros Gravelroad Modell mit SRAM Rival 1 1×11 Gruppe, mechanischen Avid BB7 Road Scheibenbremsen und Mavic Aksium Disc Laufrädern. Anstelle der Challenge Strada Bianca Reifen war das Bike mit Conti Grand Prix 4Season Reifen mit 32mm Breite ausgestattet. Die extra für das Testrad in Schwarz lackierten Curana 40mm Schutzbleche habe ich „leider“ dann doch nicht gebraucht. Allerdings sehen sie recht schick aus. Wie immer kamen mein Selle An-Atomica Ledersattel und meine SPD-Pedale zum Einsatz.

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Rahmen, Qualitätseindruck und Ausstattung: Wie bereits im Bericht Anfang des Jahres erwähnt, setzt Pure Bros Cycles für alle Modelle auf einen einheitlichen geschweißten Stahlrahmen aus mehrfach konifiziertem CrMo 4130. Auf 44mm Steuerrohre und PressFit Tretlagergehäuse wird verzichtet, was dem Look gut und dem Fahrverhalten keinen Abbruch tut. Die Unicrown-Stahlgabel sowie der Hinterbau bieten Befestigungsmöglichkeiten für Schutzbleche und Gepäckträger, wie sie beim Expedition-Modell serienmäßig mitgeliefert werden. Die Ausfallenden für Standard-Schnellspannerachsen sind eher wuchtig als grazil, passen aber gut zum Gesamtlook. Das Schaltauge ist praktischerweise austauschbar.

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An der Verarbeitung des Stahlrahmens und der Stahlgabel gibt es nichts auszusetzen. Wie immer bei Pure Bros setzt man auf einen reduzierten, „puren“ Look ohne Headbadge und mit Minimal-Decals auf dem Sitzrohr. Dort wird man übrigens auch über die Modellnummer informiert. Eine KTL-Beschichtung (Kathodische Tauch-Lackierung) vor der Pulverbeschichtung schützt den Rahmen innen und außen vor Korrosion. Die im Preis enthaltene RAL-Wunschfarbe lässt alle Gestaltungswünsche offen. In Kombination mit der SRAM Rival 1 Gruppe, den Mavic Aksium Laufrädern und den schwarzen Ritchey-Komponenten macht das Bike trotz des schlanken Rahmens einen modernen Eindruck.

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Testfahrt: Die Rahmengröße L war für meine 1,80m (mit langen Beinen) genau richtig. Ein kleines Spacertürmchen und ein 11er Vorbau (Serie sind 10cm) passten das Ganze an meine gewohnte Sitzposition an.

Generell ist die Geometrie mit 73,5° Sitzrohr, 72° Steuerrohr und 425mm Kettenstreben  etwas entspannter als beim Pelago Sibbo, was sich auch beim Fahren bemerkbar macht. Wo das Sibbo etwas spritziger wirkt, ist das Pure Bros etwas gelassener, ohne träge zu sein, wozu sicher auch die breiteren Reifen beigetragen haben (beim Sibbo waren 28er Schwalbe Durano aufgezogen). Dieses Stabilitätsplus macht sich übrigens auf Schotterpassagen oder schlechtem Asphalt mit Schlaglöchern positiv bemerkbar.

Insgesamt war der Fahreindruck äußerst positiv. Das Pure Bros tut genau das, was es soll: Es kann sportlich sein, wenn man etwas schneller fahren möchte, es erträgt auch rumpelige Schotterpisten mit dem gewünschten Stahlkomfort, es klettert gut und es ist stabil auf Abfahrten mit schlechtem Asphalt. Das Sibbo ist etwas sportlicher, genau deshalb aus meiner Sicht aber weniger tourentauglich. Wobei ich keine Fahrten mit vollen Gepäcktaschen unternehmen konnte. Kurz gesagt: das Pure Bros ist ein ziemlich guter Kompromiss für Menschen, die am liebsten ein Bike für alles haben möchten – ein Allroader eben. Die große Reifenfreiheit von 35mm mit und 40mm ohne Schutzbleche bietet jede Menge Möglichkeiten für Sport, Alltag und Reisen.

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Die Tune Schraubwürger Sattelklemme ghört übrigens auch zur Serienausstattung. Gespannt war ich auch auf die erstmals gefahrene SRAM Rival 1. Der massive Look mit der enormen 10-42 Kassette und dem Langarm-Schaltwerk ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Funktion ist allerdings top. Für meinen persönlichen Fahrspaß im Flachland und in den Bergen die Gruppe der Wahl. Einfach rauf und runter schalten wie bei einer Nabenschaltung. Das gefällt mir.

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Fazit & Kosten: Der Pure Bros Allroader (ob Gravelroad, Cyclocross, Commuter oder Expedition ist im Grunde egal) ist ein Stahlrahmen-Allrounder mit sehr gutem Kompromiss für Sport, Fitness und Touren auf der Straße und Schotter. Die Reisetauglichkeit mit schweren Taschen vorne und hinten kann ich nicht beurteilen. Allerdings würde ich für diesen Einsatzzweck klassisch eingespeichte Laufräder statt Systemlaufrädern empfehlen. Aber das könnte man ja über den individuellen Aufbau des Rahmensets lösen.

Mit 1×11 oder 2×11 Antrieb sowie unterschiedlichen Reifen kann man ein großes Spektrum an sportlichen, alltäglichen und touristischen Bedürfnissen befriedigen. Der Look ist zeitlos und reduziert, die Ausstattung gute, langlebige Mittelklasse mit Top-Funktion und die Verarbeitungs-, Lack- und Montagequalität sehr gut.

Das Pure Bros gibt es als Rahmen-/Gabelset inkl. RAL-Wunschfarbe für 750 Euro und als Komplettbike je nach Modell zwischen 1.990 und 2.450 Euro – fair und angemessen.

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