Wer wissen möchte, wohin die Digitalisierung in Zukunft führen wird, sollte sich dieses Video ansehen (Danke an Thomas B. für den Tipp!). Ein Stundententeam der TU Delft in den Niederlanden hat diesen Stahlrahmen aus in 3D entwickelt, der anschließend per Roboter zusammengeschweißt wurde: das Arc Bicycle.
Dass dieses Modell ein (fahrbares) Design-Objekt ist, sollte den Blick nicht darüber trüben, dass zukünftig auch Standard-Fahrradrahmen per 3D-Druck gefertigt werden dürften. Im Grunde wird sich jeder Kunde das Design seines Wunschrahmens selbst digital erstellen und das Ganze irgendwo auf der Welt zusammentackern lassen oder sogar selbst drucken. Zu Beginn eher in einfacheren Versionen, aber irgendwann auch in komplexen Ausprägungen. Und das ist mit Sicherheit keine sehr ferne Utopie.
botchjob sagt:
allen „the future will be bright“ Träumen zur Güte, aber an die massenhafte Verbreitung von Losgröße 1 Produktionsweisen mag ich nicht glauben.
um ein komplexes Produkt wie ein Fahrrad oder Schuhe (lacht nicht!) oder … oder zu entwickeln benötigt es einen stark arbeitsteiligen Prozess von ebenso stark spezialisierten Spezialexperten. Designer, Ergonomen, Ings (wiederum weiter spezialisiert. Fasertechnologien, Fertigung, FEM, …) , grafikdesigner, usw usf. all diese menschen verfügen im idealfall über +10 Jahre Erfahrung wenn Sie federführend an die Produktentwicklung gelassenwerden.
Wie auf Gottes grüner Erde soll all dieses Wissen in den Kopf eines Laien gelangen (auch mit Unterstützung kluger Software…) und in einem sinnvollen Zeitabschnitt in ein Produkt fließen??? 95% der Radfahrer bekommen doch nichtmal mehr einen Schlauch gewechselt, geschweige denn sinnvoll Komponenten für Rad zusammengestellt.
Man geht ja auch nicht nur zum Rahmenbauer weil man selbst nicht löten oder schweißen kann, sondern um sich beraten zu lassen.
Hinzu kommt die Kostenfrage. 3d-Druck ist „general purpose“ Fertigungstechnik, das wird nie so kosteneffiziente Fertigung ermöglichen wie hochspezialisierte Fertigungsmaschinerie in Großserie. Wenn den Menschen Individualisierung so wichtig wäre, würde jetzt schon jeder Maßrahmen fahren und NAHBS wäre die Leitmesse der Fahrradwelt und nicht das elitäre Event, auf dem man mit einer offen getragenen Bartschneidemaschine im Holster eine Massenpanik auslösen kann.
svenski sagt:
Dem Vorredner kann ich da nur zustimmen. ein „proof of concept“, ja. Der eben beweist, dass dieses Konzept erstens noch richtig weit davon entfernt ist, zur bewährten Serienproduktion konkurrenzfähig zu sein, geschweige denn der hndwerlichen Einzelanfertigung (Maßrahmen in Stahl oder Carbon) auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. Man machts, weil man’s kann. hat viel dgl. gegeben in den letzten 20 Jahren (eher nicht im Fahrradbereich), wovon kaum 1% noch bekannt ist.
Derzeit beweist es doch eher die bestehenden Limitationen im 3D Fabbing
Was ich mir allerdings vorstellen kann, ist eine fachwerkbasierte Kunststoffdrucktechnik, weil sich da Lastspitzen gut in die Fläche verteilen lassen, so dass vielleicht Werkstoffe genutzt werden können, die sich mit überschaubarem Aufwand drucken lassen. Dann muss ein Rahmen aber in einem Stück druckbar sein, damit das in Richtung Realität gehen kann.
Gruß, svenski.