Die feine englische Stahlrahmen-Art


Ich gebe zu, dass ich bis vorgestern nur wenig Ahnung von der Anzahl britischer Rahmenbauer hatte, obwohl die Tradition für eine eher große Anzahl sprechen würde. Mercian, Dawes, Condor und ein paar andere hatte ich gefunden und in meiner Stahlrahmenbauerliste aufgenommen. Aber das war’s dann auch schon.

Zufällig begegnete mir dann bei einem normalen Google-Exzess ein englischer Artikel von 2008, der sich unter dem Titel „British built“ ausschließlich mit britischen Rahmenbauern beschäftigte. Freundlicherweise malte der Autor nicht nur ausführliche Portraits zweier der renommiertesten ihrer Zunft – Chas Roberts und Dave Yates – sondern fügte auch noch eine praktische Rahmenbauer-Liste hinzu.


Das ließ ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen und schwupp übertrafen die Rahmenbauerzahlen in kürzester Zeit sogar die aus Italien.

Wenn man die Websites der Protagonisten durchstöbert, fällt auf, dass die englische Designtradition durchaus aufrecht erhalten wird: Muffen sind Standard, geschweißt wird selten. Die Geometrien sind meist klassisch mit geradem Oberrohr, aber man entdeckt auch Softcore- und Hardcore-Sloping und Kompakt-Geometrien mit modernen Designansätzen. Primär kommt die Rohr-Hausmarke Reynolds zum Einsatz, wobei durchaus auch Mal Columbus zu finden ist.


Am schönsten gefällt mir aber der häufig benutzte Begriff Audax, der für Langstreckenfahrten steht und auf die dazu geeigneten Rahmenmodelle verweist, während das entsprechende Randonneur die Bauart des Rads bzw. den Fahrertyp beschreibt. Aber beides läuft wohl auf dasselbe raus.

Kurz gesagt: die britische Rahmenbauerszene ist ziemlich lebendig, custommade ist weitestgehend Standard und die Preise für Maßrahmen unterbieten die so ziemlich aller amerikanischen, italienischen und oft auch deutschen Rahmenbauer bzw. Hersteller deutlich (selbst wenn man die deutsche Mehrwertsteuer von 19 % und den Einfuhrzoll von 4,7 % hinzurechnet).


Fazit: Alle, die auf klassische Stahlrahmen stehen (aber nicht nur), sollten also durchaus einen Blick über den Kanal wagen. Es lohnt sich!

Übrigens: den genannten Artikel gibt es hier als PDF zum Download!

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