Sodele, jetzt habe ich es endlich in einer der seltenen Regenpausen geschafft, Fotos vom aufgebauten Vogel Randonneur zu schießen und die Details plus Fahreindrücke zusammenzuschreiben.
Grundsätzliches:
Wie Ihr seht, entspricht das Rad keinem Schema F. Aber genau dazu geht man ja auch zum Rahmenbauer, denke ich. Stahlrahmen aus Columbus Max wurden und werden nahezu ausschließlich für Rennräder eingesetzt, was ich ziemlich schade finde, weil sie einen ungewöhnlichen Look bieten (insofern man auf die unsäglich klobigen Max-Muffen verzichtet). Ganz abgesehen von der hohen Steifigkeit, die das Geröhr auch für Reiseräder mit Gepäck empfiehlt. Auch Max-Rahmen mit abfallendem Oberrohr sind eher selten zu finden – insbesondere auch in der Kombination mit Bilaminate-Elementen.
Darüber hinaus wollte ich ein modernes Komponentenkonzept mit Rohloff und Disc mit traditionellen Elementen wie silbernen Anbauteilen verknüpfen. Die Doppelplattengabel plus entsprechendem Hinterbau waren Vorschläge von Meister Vogel, die ich gerne übernommen habe. Alles in allem ist das Rad das, was ich wollte: ein universell einsetzbares Unikat für Sport und Tour, das zum Glück nicht jeden Geschmack trifft, sondern vor allem meinen.
Der Rahmen:
- Hauptrahmen aus Columbus Max, Fillet Brazed mit Bilaminate-Verarbeitung am Steuerrohr
- Doppelplattengabel aus True Temper mit Schutzblechbefestigung
- Kettenstreben aus Columbus Zona
- Sitzstreben aus Columbus XCr Edelstahl mit Doppelplatte, Schutzblechbefestigung und genial integrierter Gepäckträgerbefestigung
- 2-farbige Nasslackierung: Betongrau RAL 7023 und Verkehrsrot RAL 3020
Die Komponenten:
- Rohloff Speedhub mit externer Anlenkung
- Surly Kettenspanner
- Gilles Berthoud Drehgriff für Rennlenker
- Avid BB7 Road Scheibenbremsen
- Cane Creek SCR-5 Bremshebel
- Tektro RL 720 Zusatzbremshebel für die Vorderbremse
- Nitto Noodle Lenker
- Brooks Lenkerband
- Velo Orange Threadless Vorbau 26mm
- Velo Orange Grand Cru Steuersatz 1 1/8 Zoll
- Velo Orange Grand Cru Sattelstütze 27,2mm
- Sugino XD Kurbel mit Specialité TA Kettenblatt
- Selle An-Atomica Ledersattel
- Mavic A 317 Disc Laufräder mit Sapim Speichen
- DT Swiss 350 Vorderradnabe
- Schwalbe Durano 28 mm Reifen
- Gilles Berthoud Schutzbleche
Das Fahrgefühl:
Klar haben Rohloff, Disc und die tourenorientierte Ausstattung ihr Gewicht. Aber was soll’s. Erstens ist der Geschwindigkeitsrausch für mich keine erstrebenswerte Droge und zweitens rollt der Randonneur verdammt gut. Auf meiner Hausrunde konnte ich keinen nennenswerten Zeitunterschied zum ca. 2-3 Kilo leichteren Fitnessbike ausmachen. Und selbst wenn …
Der Randonneur läuft unglaublich stabil, auch bei Abfahrten auf schlechten Straßen kommt keinerlei Unruhe auf. Da muss ich mir keine Sorgen machen, wenn einmal Gepäckträger und Taschen dazukommen sollten. Am Berg wird das Gewicht durch die sehr direkte Kraftübertragung wettgemacht, es kurbelt sich sehr dynamisch hoch. Auch im Wiegetritt ist kein Flex zu spüren (was bei meinem Gewicht bzw. Oberschenkelumfang ohnehin kaum möglich wäre). Trotzdem ist die Stahlrahmen-typische Dämpfung wahrnehmbar und wird natürlich von den 28er Duranos und dem genialen Selle An-Atomica unterstützt.
Die Rohloff und ich sind schnell gute Freunde geworden. Der schöne Berthoud-Drehgriff funktioniert problemlos, nur an die im Vergleich mit einer Kettenschaltung ziemlich laute Geräuschkulisse in den Gängen 5-7 muss ich mich noch gewöhnen. Ein wenig leiser soll es ja nach einer gewissen Einfahrzeit noch werden.
Der Nitto Noodle und die Cane Creek Bremsgriffe lägen noch besser in der Hand, wenn da nicht das Brooks Lenkerband wäre. Anders als auf den Fotos zu sehen habe ich das schon gestern nach nur 2 Fahrten entfernt bzw. mit einem guten alten Baumwoll-Lenkerband umwickelt (damit es wenigstens nicht umsonst gekauft wurde). Die tolle Optik kann die fehlende Griffigkeit und Dämpfung einfach nicht ausgleichen.
Reiseerfahrungen mit Gepäck folgen irgendwann in noch nicht absehbarer Zukunft. Bis dahin genieße ich meinen Vogel Randonneur als Fitness- und Spaßgerät allerallerallererster Sahne. DANKE ULRICH!
you see sagt:
die roten züge nehmen etwas die aufmerksamkeit von den details am rahmen weg. davon abgesehen ein unglaublich gelungenes projekt. glückwunsch!
stefan sagt:
Hallo Iwo,
Herzlichen Glückwunsch zum Schmuckstück.
Ist es möglich, Detailfotos vom Kettenspanner, insbesondere von der Befestigung, zu sehen?
Warum hast du dich für eine Lösung mit Kettenspanner entschieden? Was sprach gegen ein Exzenterlager?
Iwo sagt:
Hi Stefan,
ich kann gerne noch ein paar Fotos vom Kettenspanner schiessen. Letztendlich war die Entscheidung einfach Geschmacksache. Aber ich habe mich auch der Argumentation von Ulrich Vogel angeschlossen, die Du hier findest: http://www.vogel-rahmenbau.de/Statement%20Kettenspanner.pdf
Viele Grüße
Iwo
stefan sagt:
Nachtrag: Meine zweite Frage ziehe ich zurück, nachdem ich Vogels Statement zur Kettenspannung gelesen habe.
Rudi sagt:
Hallo Iwo,
ein super Rad mit einer tollen Ausstattung. Der Rahmen ist einfach genial. Ich persönlich hätte „dezentere“ Züge genommen und noch einen custom Vorbau von Meister Vogel. Aber das sind ja nur Kleinigkeiten, die nicht an dem Gesamteindruck rütteln.
Viel Spaß mit dem Rad und Grüße,
Rudi
smoovi sagt:
Bin ich zu doof? Sehe keine Bilder.
ssx sagt:
Brauchst Flash um die Bilder zu sehen.
Nettes Rad, die Züge lenken allerdings etwas ab, Geschmackssache. Gibt es für die VO Teile eine Bezugsquelle in D? Suche noch jemanden der den Porteurgepäckträger anbietet, ohne das ich gleich eine KK brauche.
smoovi sagt:
Sind die Bilder nicht vllt auch bei flickr oder so hochgeladen?
Iwo sagt:
Na klar: http://www.flickr.com/photos/stahlrahmen-bikes/sets/72157629792847699/
Iwo sagt:
Ulrich Vogel hat einen Account bei VO. Kannst ihn fragen. Oder Goetz von Dailybread.
Grüße
Iwo
André sagt:
Sehr schönes Rad Iwo,
dezent ist sicherlich etwas anderes aber das rot sieht toll aus. außergewöhnlich, außergewöhnlich schön, gefällt mir.
Zum Lenkerband, einige schwören, wenn Leder, dann ehr auf die „Nachbauten“ von Gyes, die sollen eine wesentlich bessere Griffigkeit als das „Plastikband“ von Brooks bieten. Werden inzwischen wohl sowieso alle in Asien gefertigt.
Einfach als Anregung.
André
Tobias sagt:
Herzlichen Glückwunsch, Iwo, zu Deinem außergewöhnlich gelungenem Rad. Ich finde es persönlich toll, wenn so ein Projekt ohne Rücksicht auf übliche Konventionen realisiert wird. Wenn dann, wie in Deinem Fall, das Ergebnis so atemberaubend ist, fällt mir nicht mehr viel ein. Nur noch: Herzlichen Glückwunsch und allzeit gute Fahrt!
Jojo sagt:
Hallo Iwo. Ein Hammerteil! Grüße.
Stan sagt:
Sauber!
Stan sagt:
Iwo, kannst du mir einen Vertrieb für den Vorbau nennen? Find den wunderschoen, passt genau zu meinem Projekt ;-) Schonmal Danke für die Inspiration.
Hermes sagt:
glückwunsch iwo, tolles rad. die details am rahmen konnte ich ja auf der messe schon bewundern, aber man kann auch beim aufbauen noch viel verkehrt machen – hast du zum glück nicht.
Matthias sagt:
Ein wunderschönes Rad ! Und Ulrichs Arbeiten sind ja sowohl in handwerklicher, wie in ästhetischer Hinsicht wirklich über jeden Zweifel erhaben.
Ich konnte mich allerdings schon auf den Fotos von der EBHE nicht so recht mit der Gabel anfreunden – ein Platten-Gabelkopf paßt für meinen Geschmack so gar nicht mit schräg „einlaufenden“ geraden Gabelscheiden zusammen, das wirkt für mein Auge allzu „bemüht“ und harmoniert auch nicht recht mit der – wirklich außergewöhnlich schönen ! – linearen Platten-Gabellösung am Hinterbau, die zugleich klassisch (im Stil der 1890er Jahre) und modern (in einem „technoiden“ Sinn) aussieht.
Einstweilen bleibt mir aber sowieso auch der zentrale Vorteil gerader Gabelscheiden gegenüber der klassischen geschwungenen Ausführung verschlossen – verbessert das wirklich die Federungs- und Dämpfungseigenschaften ?
Iwo sagt:
Hi Stan,
du kannst mal bei Goetz von Dailybread nachfragen http://www.dailybreadcycles.net/?lang=de
Ulrich Vogel hat zwar auch Zugriff auf VO-Teile, ich weiß nur nicht, ob er auch Teile ohne Rahmenbestellung besorgt.
Viele Grüße
Iwo
Iwo sagt:
Hi Matthias,
die schräg einlaufenden Gabelscheiden ergeben für mich beim aufgebauten Rad keinen wahrnehmbaren Kontrast zum Hinterbau. Das durchgängige Doppelplatten-Konzept vorne und hinten macht den Look aus, über die minimalen Konstruktionsunterscheide kann man aber natürlich geteilter Meinung sein.
Und was besser federt und dämpft, bleibt letztlich wohl auch subjektiv. Ich bin auch beides gefahren und könnte mich spontan nicht entscheiden. Inzwischen finde ich gerade Gabelscheiden bei den meisten Rädern einfach schöner.
Viele Grüße
Iwo
Kai sagt:
Ich finde die roten Außenzüge voll geil! Ist das erste Rad an dem ich rote Züge gut finde.
Schade wenn so ein Ding fertig ist, oder?
Iwo sagt:
Hi Kai,
ja einerseits finde ich sie sehr cool, andererseits kann ich mir vorstellen, dass ich mich vielleicht nach einem Jahr ein bisschen sattgesehen habe. Im Moment ist das noch nicht so, aber das sehe ich dann in einem Jahr oder so. Schade? Nicht wenn du so lange darauf warten musst ;o)
Viele Grüße
Iwo
Joachim sagt:
Hi Iwo,
ein absolut scharfes Teil!! Herzlichen Glückwunsch und allzeit gute Fahrt!
Was mich noch interessiert: Wie schwer ist das Rad geworden?
Rahmen + Gabel und komplett?
Iwo sagt:
Hallo Joachim,
keine Ahnung, was Rahmen und Rad wiegen. Komplett schätze ich mal um die 11,5-12,5 kg. Aber das ist auch nicht so wichtig.
Nachtrag: Ich hab’s mal kurz überschlagen: die Komponenten wiegen zwischen 8-8,5 kg. Den Rahmen mit Gabel schätze ich auf 3 kg. Macht also 11-11,5 kg.
Viele Grüße
Iwo
Kristján sagt:
Hallo. Was für ein Spannrad ist an dem Surly Kettenspannen montiert?