Weiter geht’s mit unseren Reihe „Aus der Hauptstadt“
Nach unserem Post über FERN, bleiben wir an der gleichen Adresse und um genau zu sein sogar in der selben Werkstatt, den Flo Häussler und Thomas Becker haben seit geraumer Zeit eine Werkstattgemeinschaft. Tom, wie er auch genannt wird, ist bekanntlich der Mann, der unter Meerglas den Brenner schwingt und feinste Maschinen in Berlin fertigt.
Da ich nach der diesjährigen VELO Berlin deren Werkstatt besucht habe, mussten natürlich auch ein, zwei Bier mit Tom vernichtet werden und über unser liebstes Thema, das Fahrrad und dessen Herstellung, geklönt werden.
Ohne in diesem Punkt Rücksprache mit ihm zu halten, würde ich ihn als Neo-Constructeur bezeichnen. Als jemanden, der alte Muffen, anspruchsvolle Lösungen sucht und Handlinierungen liebt. Der die alten Constructeure wie Singer, Herse und Co verehrt, aber auch dem Neuen aufgeschlossen ist und hierfür eigene Adaptionslösungen sucht, findet und meisterlich ausführt.
Beispiel gefällig?
An diesem eher schlichten Commuter finden sich gänzlich keine Muffen, weil der Hauptrahmen im Vergleich zu seinen sonstigen Rahmen „oversized“ ausgeführt ist.
Soll heißen: Das Unterrohr hat 35mm und das Oberrohr 31,8mm im Außendurchmesser und lässt das Ganze ein wenig wuchtiger und moderner aussehen.
Eine eigens erdachte Betätigungsmechanik, die den Velological Dynamo zum Eingriff bringt, sowie die Flatmount Unterbringung an Gabel und Hinterbau sind hervorzuheben. Innenverlegte Züge, eigens angefertiger Vorbau sowie Front- und Gepäckträger bringen das Bild auf Rädern zum Abschluss, das fast schon ein wenig zu schade für die tägliche Nutzung ist.
Das folgende 650b-Rad bezeichnet Tom selbst als „neoklassischen constructeur Randonneur“
Das Gerät hat soviele schöne Details und versteckte Lösungen – ich könnte schon fast eine kleine Abhandlung schreiben. Daher versuche ich es in Kurzform als Aufzählung.
- Schleifkontakt für das Rücklicht im Steuerrohr, letzteres als Bilaminate im „Alex-Singer-Stil“ ausgeführt.
- Rahmenschalthebel, deren Züge umgehend im Unterrohr verschwinden
- Gänzlich maximaler Einsatz des Compass-Portfolios mit Bremsen, Kurbeln, Lenker, Rücklicht und Reifen.
- Verchromter Vorbau, dessen Klemmung zur Gabel gleichzeitig der Anschlagspunkt für die Klingel ist, wobei der Decaleur für die Fronttasche auch direkt integriert wurde.
- SON SL (Selbstkontaktierung) Ausfallenden am unteren Ende der Gabel, die aus Kaisei Gabelscheiden besteht, die Jan Heine nach seinen Vorgaben in Japan herstellen lässt und vertreibt.
- Maxicar Hinterrad-Nabe
- Gillet Berthoud Lenkerband, Sattel, Rückspiegel und CNC-Endstopfen
- eigens angefertigte Träger vorne und hinten
Das Alles wird abgerundet durch eine perfekte Lackierung und Linierung von velociao.
Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke aus der Werkstatt, bevor wir selbige verlassen.
Mehr Infos, wie Preise, Lieferzeiten und mehr Meerglas auf meerglas.org
Werkstatt-Fotos von Bengt Stiller
Alte Beiträge aus Iwo’s Zeiten über Meerglas findet ihr hier: Meerglas im Archiv
Markus Bertram sagt:
Hallo Alex,
schön zu sehen, dass der ehrwürdige Stahlrahmen-Bikes Blog unter deiner Regie nun offensichtlich zur neuen Blüte kommt!
Zuletzt war es ja ein wenig ruhig hier geworden, wobei mir klar ist, dass das ein nicht unerheblicher Aufwand ist so eine Seite zu betreiben und aktuell zu halten.
Also: Danke für Deine Mühen!
Viele Grüße aus Duisburg,
Markus
Alex Clauss sagt:
Vielen Dank für die tolle und motivierende Rückmeldung!
Wenn man bedenkt, dass ich es aktuell, entgegen meinem Vorhaben, alleine mache und vor kurzem noch Papa wurde, ist die ein oder andere Sendepause hoffentlich verständlich.
rbt sagt:
die meerglas geschichten sind mir grad oft a weng zu oldskool, handwerklich ist das aber ziemlich sahne was der da abliefert und die ganzen details erfasst man erst wenn man son rad mal en natura gesehen hat (hab ich ;) ).
Ralf sagt:
Sieht genial aus. Wenn ich genug zusammengespart habe, kommt nur auch mal sowas edles ins Haus. Muss aber noch ein wenig warten :(