Während es bei vielen aktuellen Citybikes an sogenanntem „Style“ unmöglich fehlen darf, gibt es auch Radler, die das Ganze offensichtlich etwas pragmatischer sehen – ohne auf zeitlosen Stil zu verzichten.
Das folgende Stadt MTB von Rahmenbauer Georg Blaschke bietet hier ein gutes Beispiel für den von mir so geschätzten Hang zum Understatement.
Der MTB-Stahlrahmen mit waagerechtem Oberrohr, 1×10 Kettenantrieb, Schutzbleche und ein fetter Porteur sorgen für klassischen Look und hohen Nutzwert. Natürlich kann man dieses Bike auch ein wenig durchs Gelände bewegen, aber die aufgezogenen Schwalbe Big Apple sprechen eher für eine gemäßigte Offroad-Gangart und gepflegte Kieswege in Parkanlagen.
Kurz: Gefällt mir!
ssx sagt:
Gefällt mir gut, fehlt nur noch Nady Lichtanlage, naja und ich hätte wohl Nabenschaltung genommen, egal – der Porteur und seine Anbringung sind es, die mir hier wirklich gefallen, würde mich ja mal interessieren, was das Zulademaximum wäre.
konrad sagt:
Eine Lichtanlage ist eigentlich für den Stadteinsatz unentbehrlich – ohne wird’s ganz leicht zur Suizidfahrt. Der Träger schaut durchaus stabil aus. Ich bin noch keinen Frontträger gefahren, aber wird die Fuhre da nicht recht kopflastig?
Joerg sagt:
Die Zugfuehrung rund um den Gepaecktraeger gefaellt mir nicht so gut, vor allem dass der rechte Schaltzug so verlegt ist dass man den Gepaecktraeger nicht einfach abnehmen kann.
Die Zuladung bis zu der man noch halbwegs vernuenftig fahren kann wuerde mich auch interessieren
botchjob-rbt sagt:
http://janheine.wordpress.com/2013/05/17/the-porteurs-of-paris/
15kg sollten also irgendwie gehen ;)
Frank B. sagt:
Das Kritische an diesem Rad ist sicher die Befestigung des Trägers fix am Rahmen, sodass sich die Zuladung beim Lenken nicht mitbewegt. Das ist praktisch, wenn man das beladene Rad oft abstellen muss, deshalb ist das auch die klassische Bauweise von Postfahrrädern.
Leider fährt sich das aber schlechter als eine Zuladung, die sich mit der Gabel bewegt – das wussten auch die genannten Porteure in Paris: Die haben den Packen Zeitungen nur von A nach B gebracht und dort komplett abgeladen. Ihr Gepäckträger ist an der Gabel befestigt, dreht also mit. Das Lenkverhalten ist dabei recht angenehm und direkt, weil die Last „mitgelenkt“ wird. Bei der Fahrt wird durch eine entsprechende Lenkgeometrie mit eher kurzem Nachlauf / steilem Lenkwinkel die gute Manövrierbarkeit gewährleistet.
Bei am Rahmen befetigten Trägern (egal ob vorne oder hinten!) muss die Last immer „nachgelenkt“ werden, das fühlt sich eher träge und leicht unangenehm an. Damit kommt man aber natürlich auch ans Ziel, das in der Stadt ja meist nicht allzu weit weg ist.
Heiko B. sagt:
Meiner Meinung nach ist die Befestigung des Portours (das Wort kannte ich noch gar nicht) genau richtig, eben weil die Masse nicht mitgelenkt wird und nur den trägen Bewegungen des Rahmens folgt. Ich habe selbst ein AZOR Heavy Duty aus dem Grund, da gibt es auch einen Vorderradträger der fest am Rahmen steckt. So schön und elegant wie die Schrankteile am Gebla sind die aber nicht…
http://rollingorangebikes.com/wp-content/uploads/2013/03/AzorTransportation.jpg
Frank B. sagt:
Wann sich ein Rad angenehm fährt und lenkt, ist tatsächlich eine hochspannende Frage, bei der die harte Wissenschaft noch nicht besonders weit gekommen ist – die Forschung läuft. Selbst die rein physikalische Dynamik eines Rades ist noch für viele Überraschungen gut, ich will mir da keineswegs anmaßen, das alles zu verstehen.
Dass eine Masse mitgelenkt wird, ist aber kein Nachteil, im Gegenteil. Es scheint, dass sich dadurch eine direktere Lenkung ergibt, die von vielen als angenehm empfunden wird. Ich erkläre mir das so:
Eine Zuladung – egal ob am Rahmen oder an der Gabel – lässt das aus der Senkrechten herausbewegte Fahrrad schneller zur Seite kippen, sie verstärkt also das Umkippen und damit die Lenkung (weil ein Rad v. a. durch Neigung gelenkt wird).
Wenn die Zuladung aber an der Gabel angebracht ist, wirkt sie durch ihre Trägheit zugleich den Lenkbewegungen entgegen. Beides, also Verstärkung durch das höhere Gewicht und Dämpfung durch die größere Trägheit, geschehen bei einer Gabel-Zuladung zur selben Zeit! Bei einer Last am Rahmen, insbesondere wenn sie auch noch hinten angebracht ist, liegen Lenken und Kippen aber zeitlich etwas auseinander. Dadurch muss man nach dem Lenken ständig etwas nachkorrigieren, die Lenkung fühlt sich im schlimmsten Fall schwammig und indirekt an.
Wenn man aber die Last auf die Gabel packt und dann einen guten Ausgleich findet zwischen der Verstärkung und der Dämpfung der Lenkbewegungen, dann kann man ein sehr angenehmens Handling herstellen.
Den richtigen Ausgleich bekommt man durch die Lenkgeometrie hin. Das AZOR ist mit seinem sehr flachen Steuerwinkel von 67 Grad in dieser Hinsicht nicht unbedingt für eine Gabelzuladung ausgelegt, da ergibt ein Träger am Rahmen mehr Sinn.
Mein Rawland Stag aber hat zum Beispiel eine Lenkgeometrie, die auf eine Zuladung von um die fünf Kilogramm in einer Randonneurstasche auf dem Vorderradgepäckträger optimiert ist. Dann lenkt sich das ohne Nachdenken wie ein Rennrad ohne Gepäck. Mit ganz leerer Tasche ist der Stag lebhafter, mit 15 Kilo in Lowridern wird er träger. Alles immer noch gut fahrbar, aber auch spürbar etwas weg vom Optimum.