Wie schon in meiner Ode an den Vogel Randonneur erwähnt, haben mich in den letzten 2 Monaten einige Fragen von Lesern zu einzelnen Parts erreicht – insbesondere zum Nitto Noodle Lenker und zum Selle An-Atomica Sattel (komischerweise keine einzige Frage zum Berthoud Rohloff-Schaltgriff). Deshalb möchte ich hier meine Erfahrungen mit der Steuer-Nudel kurz beschreiben.
Der Nitto Noodle B-177 ist ein Renn- und Randonneurlenker mit 130mm Drop und 110mm Reach, was im Vergleich zu aktuellen Kompaktlenkern ziemlich viel ist. Ich hatte ursprünglich auch Bedenken, ob mir das Ganze zu ausladend werden würde. Diese Sorge kann ich heute getrost ausräumen, wobei das natürlich ganz individuelle Ansichten sind:
Der Witz bzw. die Witze am Noodle sind aus meiner Sicht:
- Das um 1 cm zurückgebogene Oberrohr, das eine angenehmere Handposition bei aufrechter Fahrt z.B. am Berg ermöglicht (s. „Nacktfoto“ oben)
- Die langen waagrechten Bügel, die eine Handposition mehr bieten als Kompaktlenker: Oberrohr, Bügelbiegung, vor den Bremsgriffen und auf den Bremsgriffen (siehe Handfotos)
Da ich ohnehin nur selten Unterlenker fahre, spielt der tiefe Drop für mich eh kaum eine Rolle. Und den langen Reach umgehe ich durch die Komfort-Radgeometrie, die mich sowieso den Bremsgriffen näher bringt, ohne zu weit vorgreifen zu müssen sowie durch den Zusatzbremshebel, der aber grundsätzlich bei jedem Rennlenker ziemlich praktisch ist.
Im übrigen ist die Verarbeitungsqualität des Lenkers Nitto-typisch hervorragend. Das im Foto zu sehende „fette“ Lenkerband ist übrigens ein Specialized Roubaix, das ich wärmstens für satte Griffigkeit und höchsten Komfort empfehlen kann. Darunter gammelt immer noch das Brooks Lederband, das ich nach 2 Fahrten auf der Suche nach Griffigkeit mit Baumwollband umwickelt hatte, was sich allerdings auch nur als wenig tauglich erwies.
Was ich sagen will: der Nitto Noodle ist für mich ein toller Lenker für kurze und lange Touren, auch wenn er von der Papierform her auf den ersten Blick zu lang und tief erscheint. Die zusätzliche, entspannte Griffposition auf dem Bügel ist für mich das Killer-Kriterium, weil das einfach meinem Fahrstil entspricht. Wer viel Unterlenker oder am liebsten auf den Bremsgriffen fährt, kommt damit vielleicht nicht klar bzw. braucht das nicht.
Aber das muss (wie immer) jeder selbst probieren.
Sherlock sagt:
Den Nitto Noodle Bar halte ich nach 500 im Rahmen eines Experiments gefahrenen Kilometern für eine überaus unsinnige Konstruktion, die vielleicht in dem von ihrem Urheber Grant Petersen errichteten Paralleluniversum namens Rivendell funktionieren mag, für anders proportionierte Fahrradkonzepte aber kaum taugt: Um den Bereich hinter den Bremshebeln und die Bremsebel selbst in eine angenehm zu greifende Position zu bringen, muss man den Lenker etwas kippen. Dadurch verläuft der Schwung des Oberlenkers nicht mehr nach hinten, sondern (schräg) nach unten, was im Oberlenkergriff zu einer sonderbaren und auf Dauer unangenehmen Haltung führt (und – von vorn betrachtet – obendrein bescheuert aussieht). Ergonomisch wesentlich günstiger sind unter den Rennbügeln mit klassischer Anmutung bewährte Designs wie der Maes Parallel (115 mm Reach, 125 mm Drop) oder der Maes 1970s von Grand Bois, übrigens beide ebenfalls bei Nitto gefertigt. Ebenfalls einen Blick wert ist der Grand Cru Course Handlebar von Velo Orange mit sehr ähnlichen Abmessungen.
Iwo sagt:
Tja so unterscheiden sich halt die individuellen Wahrnehmungen.
Viele Grüße
Iwo
Gunnar sagt:
Hab auch die Kombi.
Den Schaltgriff hab ich auf 26mm Innendurchmesser aufgerieben, er passt nun über die Manschette in der Mitte des Lenkers – so habe ich mehr Platz für die Hand am Lenker. Unter dem Griff läuft der Bremszug nur im liner, so passt das alles problemlos. Hab den Lenker auch gekippt, so schlecht finde ich die Griffposition am Oberlenker aber nicht. Der Velo Orange kommt jetzt ans Rad meiner Frau, da kann ich dann auch mal probieren ob er mir besser gefällt. Den Grand Bois Randonneur Lenker hab ich auch schon mal verbaut – mir ist es zu schmal. Viele Grüße, Gunnar.