Wenn sich ein Radladen den Slogan „Gesinnung Stahl“ auf die Fahnen schreibt, dürfte nicht schwer zu identifizieren sein, welcher Werkstoff bei den angebotenen Rädern bevorzugt wird.
GS Velo in Dresden ist dieser Laden. Hier finden sich Marken wie Patria, MTB Cycletech, Velotraum und Faggin. Darüber hinaus aber auch zwei Eigenmarken: Unter GS Velo werden robuste Citybikes und Tourenräder wie das hier gezeigte TR 8 Alltagsrad angeboten.
Daneben gibt es noch die feine Dresdner Hausmarke Gabriel. Die Räder vom Heizkraftwerk Löbtau über Johannstadt, das stilvolle Tourenrad für den englischen Landarzt bis zum Weißer Hirsch Rennrad sind alle nach Dresdner Stadtteilen benannt. Äußeres Zeichen dafür sind auch die passenden Symbole auf dem Oberrohr, die jedes Rad zieren, wie das Flugzeug beim Klotzsche, das für den dortigen Flughafen steht.
Die Philosophie von GS Velo abseits der Massenkompatibilität und Marketingorientierung mit immer kürzeren Produktentwicklungszyklen gefällt mir: „Kriterien zur Auswahl der bei GS Velo vertriebenen Fahrräder und Ersatzteile sind (neben erwähnter Abneigung gegenüber seelenlosen Marketingprodukten) Qualität, Wertbeständigkeit, Reparaturmöglichkeiten sowie der Herstellungsort. Wenn auch am Markt nicht leicht zu finden, so lohnt doch die Suche nach kleineren Herstellern von traditionellem Handwerk, zumal diese preislich durchaus konkurrenzfähig sein können.“ Oder auch das hier „Wir erstreben, dass ein Fahrrad in Ausstattung und Erscheinung kein ‚Kind des Computerzeitalters‘, sondern eine Reflektion der Erwartungen von Zeitlosigkeit, Verlässlichkeit und Eleganz sowie Schnelligkeit ist.“
Gilbert Gabriel, Inhaber von GS Velo und Gabriel, war so freundlich, dem Stahlrahmen-Blogger in einem E-Mail-Interview 10 Fragen zu beantworten:
1. Seit wann gibt es Gabriel Bikes und wie bist Du auf die Idee gekommen, selbst zum Radhersteller zu werden?
Seit jetzt etwas über zwei Jahren haben wir diese Räder. Auf die Idee sind wir gekommen, weil uns viele der Stahlräder einfach optisch zu zurückhaltend vorkamen. Oder man fand einen schicken Vertreter, dann aber nur für viel Geld.
2. Du setzt bei Gabriel Bikes und in Deinem Laden GS Velo ausschließlich auf Stahlfahrräder. Warum?
Wir vertreten die Ansicht, dass sich der Einsatzzweck des Rades sein Material sucht. Da wir überwiegend Reise-, Trekking- und Alltagsräder verkaufen und Stahl da seine Vorteile ausspielen kann, ist es Stahl. Würden wir Rennräder und MTB´s verkaufen wäre wohl auch Carbon am Start.
3. Gibt es Kunden, denen Stahl zu schwer erscheint und was sagst Du ihnen?
Stahl und Gewicht sind immer ein Thema. Meist ist jedoch der Aufbau des Rades für das Gesamtgewicht viel wichtiger. Was muss an ein Rad und was nicht? Qualität der Anbauteile. Natürlich lässt sich auch beim Rahmen Gewicht sparen, aber nur mit Geld. Und leider, durch die fehlende Masse an Stahlrädern nur mit viel Geld. Wäre Stahl so verbreitet wie heute Aluminium und würde so industriell hergestellt, würden wir von ganz anderen Preisen reden.
Wie bei jeder Frage muss man sich in einem Zielkonflikt entscheiden. Dieser liegt hier bei Gewicht, Nutzen und Preis. Ändere ich eines davon zu meinem Guten beeinflusst es negativ auch die anderen Dinge.
4. Wie siehst Du den Stahltrend bei Fahrrädern? Ist er schon wieder vorbei oder startet er gerade erst durch?
Nichts von Beidem. Stahl wird immer seine Berechtigung habe, doch keine entscheidenden Marktanteile mehr gewinnen. Alu-Rahmen sind heute besser denn je. Und was ein Alurahmen leisten kann, zeigt zum Beispiel Velotraum.
5. Warum sollte man ein Gabriel Bike fahren?
Weil man sich mit einem solchen Rad kreativ auseinander setzen oder seine Liebe zu unsere Stadt zeigen kann. Beim Zusammenstellen eines Gabriel wird jedes Einzelteil mit dem späteren Fahrer erörtert. Er bekommt damit ein Gefühl für die Wichtigkeit und Möglichkeit der Bauteile. Es entsteht eine viel engere Beziehung zum Rad.
6. Welche sind die beliebtesten Gabriel Modelle?
Eindeutig das Loschwitz. Der Allrounder, der meist mit Licht und Schutzbleche unser Geschäft verlässt.
7. Woher kommen Deine Kunden? Aus der Region oder auch darüber hinaus?
Natürlich meist aus der Region, oder aber es sind Dresdner, die ein Etwas Heimat in ihrer neuen Heimat anderswo haben wollen.
8. Wie viel Zeit hast Du selbst noch zum Radfahren?
Es reicht für 10.000 bis 12.000 km im Jahr. Im Frühjahr und Sommer bedaure ich manchmal, dass ich kein Skilehrer bin, dann hätte ich zu den schönen Jahreszeiten mehr Zeit zum Radfahren, doch man muss sich manchmal einfach die Zeit nehmen.
9. Was für ein Rad fährst Du selbst am liebsten?
Modell Löbtau ist mein Alltagsrad und ich liebe es. Rennlenker kombiniert mit einer Nabenschaltung und einer Superlichtanlage und man hat ein Rad, was einem nie im Stich lässt und sauschnell ist.
10. Was sind Deine nächsten Projekte bei Gabriel?
Eigentlich bin ich gerade in Lauerstellung auf einen neuen Impuls. Unsere Modelle sind so flexibel aufbaubar, dass ich mir nicht zu viele neue Modelle vorstellen kann.
Ein Kommentar zu “Gesinnung Stahl: 10 Fragen an GS Velo Dresden”