Blick zurück nach vorn: Fünf deutsche Newcomer 2010

2010 war das Jahr, in dem ich selbst wieder zum Rad als Sport- und Lifestyle-Objekt zurückgefunden habe und in dem ich erst im April das Stahlrahmen-Blog startete. 2010 war aber auch das Jahr einiger deutscher Newcomer, die inzwischen in meiner Liste der Stahlrahmen-Hersteller ihren festen Platz gefunden haben. Hier eine kleine Liste der jungen Wilden, die alle mit unterschiedlichen Konzepten aufwarten:

Pure Bros Cycles (Mannheim): Johannes Brunnenkant liebt es sportlich. Das merkt man seinen beiden „White Kick’n Skid“ Singlespeedern mit Rennradlenker oder Flat Bar an, die auf demselben geschweißten Stahlrahmen mit leichtem Sloping und einer gemufften Gabel fußen. Bei Ihm ist der „pure“ Aspekt im Firmenkonzept so konsequent ausgelegt, dass er bewusst auf verschliffene Schweißnähte und das fast schon obligatorische Headbadge verzichtet. Die Ausstattung u.a. mit einem hochwertigen White Industries Freilauf und SRAM-Komponenten lässt qualitativ keine Wünsche offen. Fazit: Modern, klar, schnell, sportlich.

Subtil Bikes (Heilbronn): Jens Lange und Uwe Kußmaul lieben es dagegen wild und bunt. Das ist bei Ihren gemufften Stahlrahmen-Modellen mit klassisch-geradem Oberrohr und Namen wie „Schwarzfahrer“, „Goldstück“ oder „Rohstoff“ auch kein Wunder. Anders als bei Pure Bros ist die pure Schlichtheit hier nicht Programm. Es sei denn, man empfindet golden oder knallorange eloxierte Komponenten in Kombination mit hell- oder knallblauen Rahmen als schlicht. Außerdem haben die beiden noch handgefertigte Wheelcover aus Carbon im Angebot, um die jeder ambitionierte Bike Polo Spieler einfach nicht herumkommt. Fazit: Verspielt, bunt, szenekompatibel.

Merileth (Berlin): Fangfrisch im Markt ist Stefan Roser. Er bietet in seinem Laden geschweißte Rennrad- und Singlespeed-Stahlrahmen mit klassischer Geometrie, die individuell aufgebaut werden können. Das Besondere bei ihm sind die extrakleinen Größen bis XXS mit 26 Zoll-Rädern, mit denen auch kleine Fahrer auf stählerner Basis glücklich werden können. Fazit: Schlicht, gradlinig, robust, XXS-fähig.

Mika Amaro (Köln): Auch Mika Amaro spielt erst seit diesem Sommer mit. Er bietet zwei klassische Singlespeed-Modelle für den Herrn und eins für die Dame mit spezieller Geometrie. Er bezeichnet seine Bikes selbst als „unverwechselbare Fashionobjekte“, was automatisch den Fokus auf den Look legt. Das stimmt. Die Räder wirken modern und ausgewogen gestaltet, ohne durch technische oder kreative Extreme eine eigene Nische zu besetzen. Oder man nimmt gerade diese Ausgewogenheit als Nische. Fazit: Elegant, zeitlos, harmonisch.

Sven Krautscheid (Bochum): Sven Krautscheid ist der einzige Maßrahmenbauer auf dieser Liste und hat sein Business gerade erst vor kurzem eröffnet. Als Teil der Krautscheid-Dynastie (Krabo) bleibt ihm rein genetisch wahrscheinlich nichts anderes übrig. Sein individueller, moderner Stil ist aber schon in den ersten Werken klar zu erkennen. Ich hoffe, dass er auch auf der EHBE 2011 aufschlägt, um ein paar Worte mit ihm wechseln zu können.

Es tut sich eigentlich schon länger was, aber 2010 war offensichtlich ein gutes Jahr für Newcomer. Die Szene wächst in unterschiedlichste Richtungen und besetzt mehr und mehr Nischen. Die jungen Wilden machen den etablierten Herstellern das Leben etwas schwerer und sorgen für mehr Individualität und Vielfalt, als es diese jemals tun könnten. Und das Beste: immer mehr Menschen interessieren sich genau für diese Individualität abseits der Masse. Spannend, mehr davon in 2011!

Ein Kommentar zu “Blick zurück nach vorn: Fünf deutsche Newcomer 2010

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*