Vintage- oder Retro-Bikes sind eigentlich schon kein Trend mehr, sondern werden immer mehr Teil einer Radkultur, die den besonderen Style aus Originalität und Tradition, Einfachheit und Robustheit bezieht und keinen Anspruch auf technische Perfektion, maximale Leistung und aufdringliche Coolness mancher moderner Modelle erhebt.
Deshalb gibt es auch mehr und mehr Bike-Restauratoren, die oftmals aufgegebenen Scheunen- und Kellerfunden neues, glänzendes Leben einhauchen. So wie Manuel Flepp aka duckcycle in Wädenswil am Zürichsee. Er gestaltet alte Rennräder originalgetreu bzw. mit Vintage-Teilen zu alltagstauglichen, aber gleichzeitig höchst individuellen Rädern, bei denen man unwillkürlich zum Tweed-Sakko greifen möchte (falls vorhanden).
Manu war so nett, sich für meine „10 Fragen“ ein wenig Zeit zu nehmen. Und ich habe das Vergnügen, seine Antworten plus beeindruckende Fotos zum ersten Beitrag nach dem Relaunch des Stahlrahmen-Blogs zu formen:
1. Seit wann gibt es Duckcycle und wie bist Du auf die Idee gekommen, die radelnde Ente zu starten? Eigentlich gibt es duckcycle, seit ich vor vielen Jahren mein erstes Rennrad mit einer dunkelblauen Farbe veredelt habe. Da mir dieses Kinderrad bald zu klein war, hab ich es einer guten Freundin weitergegeben. Sie fährt heute noch damit. So richtig gestartet habe ich vor zwei Jahren als mir ein Freund ein Platz in seiner Werkstatt zur Verfügung gestellt hat.
2. Wie würdest Du Deine Arbeit selbst beschreiben? Bist Du Rad-Designer, Rad-Veredler, Restaurator oder was ganz Anderes? Gerne restauriere ich alte Rennräder, also bin ich ein Restaurator. Ich sammle aber auch die Räder und ihre Geschichten, mach sie wieder fahrbar und gebe sie weiter, damit ihre Geschichte weiterlebt. Ein bisschen bin ich auch „Gini“ aus der Wunderlampe, denn ein „duckcycle“ wird immer speziell auf die Bedürfnisse und Wünsche des Besitzers zugeschnitten restauriert.
3. Was bedeutet Stahl als Rahmenmaterial für Dich? Es ist der Stahlrahmen mit seinen geschwungenen und verzierten Muffen, welcher den alten Rennrädern ihren einmaligen Charme verleiht. Stahl ist aber auch ein Zeitzeuge der Geschichte und die Grundlage für viele technische Errungenschaften. So steht der in seiner Eleganz einmalige Diamantrahmen aus Stahl auch für den Ursprung des Radfahrens. Das fasziniert mich.
4. Was fasziniert Dich gerade an Rennvelos? Mit eigener Muskelkraft angetrieben ist das Rennvelo das schnellste Fortbewegungsmittel. Gleichzeitig ist es in seiner Form sehr leicht und elegant. Auch in der Stadt bringt einem das Rennvelo zuverlässig und schnell von A nach B.
5. Würdest Du z.B. auch alte Touren- und Citybikes oder MTBs aus den 80ern wiederaufbauen? Auch ein schönes altes Damen- oder Herrenvelo hat seinen ganz besonderen Charme. Ich konzentriere mich aber auf Rennvelos, denn das ist meine große Leidenschaft. Im Hinterkopf hab ich aber auch ein Projekt mit einem alten Militärrad oder einem französischen Tourenrad. Auch ein Tourentandem wartet darauf, endlich restauriert zu werden.
6. Warum setzen viele Menschen lieber auf restaurierte und veredelte Vintagebikes anstatt z.B. auf moderne Stahlrenner oder Singlespeeder á la Fixie Inc.? Die Eleganz technischer Gegenstände aus der Vergangenheit steht heute groß im Trend. Ein Velo aus der Vergangenheit hat eine Seele und vermittelt ein besonderes Lebensgefühl. Die Räder von früher sind kleine Kunstwerke, auch in ihrer Gestaltung. Die einfachere Technik ist zudem robust und überzeugt auch heute noch.
7. Woher kommen Deine Kunden? Nur aus dem Freundes-/Bekanntenkreis oder inzwischen auch darüber hinaus? Angefangen hat es im Freundeskreis. Mittlerweile erzählen es meine Freunde auch weiter und die „Kunden“ kommen aus dem Freundeskreis meiner Freunde. Die Gruppe der duckcycle Fahrer ist aber überschaubar und ich lade auch gerne alle meine Velos mit ihren Fahrern einmal im Jahr zu Wurst und Bier ein.
8. Wie viel Zeit hast Du selbst zum Radfahren? Das Rad begleitet mich jeden Tag. Zu Fuß gehe ich nicht mehr, sondern benutze für jede Strecke mein rotes Rennvelo. An den Wochenenden bin ich auch gerne mit meinem Bike auf einem knackigen Trail unterwegs.
9. Was für ein Rad fährst Du selbst am liebsten? Für den Alltag am liebsten ein Singlespeed, das ist komfortabel. Am Wochenende gehe ich mit meinem AllMountain in die Berge.
10. Was sind Deine nächsten Projekte bei Duckcycle? Gerne möchte ich in Zukunft noch mehr auf alte Klassiker setzen und diese originalgetreu restaurieren, ihre Herkunft und Geschichte recherchieren und weitererzählen. Alle anderen Projekte bringen meine „Kunden“ mit ihren Vorstellungen vom perfekten duckcycle selber mit.
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