Made in England: Europas MTB-Hochburg in Stahl

Man könnte in der jugendlichen Naivität annehmen, dass sich die Topografie eines Landes irgendwie auf die dort hergestellten Produkte auswirkt. So liegt die Vermutung nicht unbedingt fern, dass im mittel- und hochgebirgigen Deutschland die Hersteller von Stahl-MTBs ein gern gesehenes Zuhause (und entsprechende Käuferschichten) finden könnten.

Könnte sein. Muss aber nicht. Denn hierzulande muss man solche Hersteller mit der Lupe suchen. Ausgenommen wie immer die Maßrahmenbauer, die auch in dieser Hinsicht zum Glück keine Hemmungen haben.

Anders sieht das allerdings im hochalpinen England aus. Kein Witz: hier tummeln sich jede Menge kleine Hersteller, die sich nicht nur dem Werkstoff Stahl, sondern auch dem Thema Mountain Bike verschrieben haben. Und die 29er lasse ich hier sogar noch außen vor.

Hier also eine (wirklich) kleine Auswahl für alle, die gerne auf stählernen Füßen im Gelände unterwegs wären, denen aber das Angebot der lokalen Produktion etwas dünn vorkommt. Wie immer ist die Liste nur ein Auszug und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

Das Charge Duster auf Basis von schlanken Tange Prestige Rohren gibt es in diversen Varianten mit SRAM-Komponenten oder der neuen Alfine 11-Gang Nabenschaltung. Die Preise fürs Komplettrad beginnen bei ca. 1.400 Euro.

Cotic hat mit dem Soul ein hübsches 26er mit Reynolds 853/631 und 4130 CroMo Rohrmix und Wishbone-Hinterbau im Angebot. Erhältlich nur als Rahmenset ohne Gabel für rund 550 Euro.

Genesis bietet mit dem Latitude eine Serie an Komplett-MTBs mit Reynolds 520 oder 853 Rohren ab 1.000 Euro und mit der IO-Serie das Ganze als Singlespeeder oder mit Nabenschaltung (u.a. auch Alfine 11) ab 750 Euro.

Bei On One findet sich als eines unter Vielen das 456 Trail mit CroMo-Rahmen und kompletter Shimano XT für knapp 1.500 Euro.

Orange hat eh nur Mountain Bikes im Regal, darunter auch jeden Menge Stahl. Beispielsweise das Orange R8 Pro mit Reynolds 853 Rahmen und Shimano XT/SLX-Mix für ca. 2.300 Euro.

Pipedream bietet nur einige wenige Rahmensets an, dafür alle aus Stahl oder Titan. Wie das Sirius, ebenfalls mit Reynolds 853 Rohrsatz (und ein bisschen 4130 CroMo) für schlappe 400 Euro (ohne Gabel).

Auch Mister Sanderson hat ausschließlich Stählernes fürs Gelände zu bieten, aus Reynolds 853 oder günstigerem CroMo. Das gabellose Rahmenset des Singlespeed-MTBs Soloist 853 gibt es beispielsweise für knappe 600 Euro.

Zuguterletzt noch das Singular Hummingbird. Mit Starrgabel lässt sich daraus ein 69er mit 26er Hinterrad und 29er Vorderrad zaubern. Mit Federgabel ergibt es ein praktisches Offroad-Gerät aus Reynolds 520 für etwa 500 Euro.

Wie gesagt: das ist nur eine kleine Auswahl. Viele dieser Hersteller haben noch weitaus mehr zu bieten und ein Stöbern auf den jeweiligen Webseiten lohnt sich für Stahlbike-Enthusiasten in jedem Fall. Umso trauriger, dass nur wenige von ihnen bislang einen Händler in Deutschland gefunden haben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und es gibt mit Sicherheit verkaufsbereite Händler in England, die diese Aufgabe gerne übernehmen.

0 Kommentare zu “Made in England: Europas MTB-Hochburg in Stahl

  • wortwechsel sagt:

    Hey, vielen Dank, dass du diese Liste zusammengetragen hast! War wirklich sehr hilfreich als Startpunkt für meine Suche nach einem guten und günstigen Stahlrahmen von der Insel.

    Letztlich habe ich dann noch den Kinesis Decade Virsa und den Dialled Prince Albert gefunden, die auch beide unter 500 Euro liegen. Den Dialled habe ich dann in der alten Reynolds 853 Variante mit minimalen Gebrauchsspuren auf Ebay gefunden und zugeschlagen. Aber ohne deinen Artikel hätte ich vermutlich nichts gefunden und zum Schluss Alu gekauft. Danke sehr!

  • Pingback: briansclub

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